Entwicklung von Best-Practice-Verfahren zur Holzernte in Wäldern mit hoher naturschutzfachlicher Bedeutung
Kurzwort: BestHarvest
Projektpartner:
- Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik e.V. (KWF) (Gesamtkoordination)
- Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF)
- UNIQUE forestry and land use GmbH GmbH (UNIQUE)
Projektzeit: 01.09.2018 – 31.08.2019
Gesamtziel
Das Gesamtziel des Vorhabens ist die Entwicklung, Evaluierung und Bewertung von Best-Practice-Verfahren zur Holzernte in Waldbeständen, bei denen naturschutzbedingte Anforderungen, wie z.B. Biotopbäume und Totholz oder komplexe vertikale Strukturen, die Holzernteoperationen prägen und Forstbetriebe sowie Forstunternehmen vor neue technische und wirtschaftliche Herausforderungen stellen. Es wird ein umfassender Beitrag geleistet, um den Ansprüchen an eine ressourceneffiziente, technisch und ergonomisch optimierte, sicherere und naturschutzfachlich angepasste Holznutzung in diesen Waldbeständen zu genügen. Gleichzeitig sollen etwaige zusätzliche Kosten durch diese Anpassungsmaßnahmen in der Holzernte quantifiziert werden.
Klassifizierung der Anforderungen und Identifizierung geeigneter Untersuchungsräume (Nov. 2018 – Aug. 2019)
Zielsetzung
Für die Bundesländer Baden-Württemberg, Bayern und Thüringen werden naturschutzbedingte Anforderungen modellhaft klassifiziert und naturschutzfachlich wertvolle und damit geeignete Untersuchungsräume identifiziert. Zusätzlich werden anderweitige nutzungsrelevante Faktoren erhoben und bewertet.
Methodischer Ansatz
Es erfolgt eine Recherche und Auswertung der Auswirkungen von Natur- und Waldschutzkonzepten, von Alt-, Tot- und Laubholz fördernden Waldbaustrategien und waldbezogenen Klimaanpassungsstrategien, um die daraus resultierenden typischen Wald- und Bestandesstrukturen definieren und klassifizieren zu können. Dabei werden die Auswirkungen der verschiedenen Naturschutz-, Waldschutzkonzepte und Waldbaustrategien im Hinblick auf deren Relevanz für die forstlichen Maßnahmen (insbesondere die Holzernte) systematisch analysiert. Im Fokus der Untersuchung sollen naturschutzbedingte Anforderungen stehen, deren Auswirkungen auf die Holzernte sich nur unzureichend durch Modellierung abbilden lassen. Dies sind zum Beispiel:
- Erhalt von Habitatbäumen, Totholz und Altholzinseln in vorgegebenem Umfang mit Auswirkungen auf die Arbeitssicherheit und Zugänglichkeit
- Aufbau mehrschichtiger, ungleichaltriger Bestände mit Auswirkungen auf die Übersichtlichkeit, Zugänglichkeit, Arbeitssicherheit und den Mengenanfall
- Vermeidung von Beeinträchtigungen besonders geschützter Biotope, insbesondere von Nassflächen, durch die Holzernte mit Einschränkungen für die Befahrung
- Vorgabe bestimmter Mindestabstände von Rückegassen
Die Ergebnisse werden mit ausgewählten Experten und Praktikern (Projektbeirat) diskutiert und Auswahlkriterien für konkrete Flächen festgelegt.
Durch Interviews mit Praktikern vor Ort (Einsatzleiter, Waldarbeiter, Forstunternehmer) werden bereits angewendete Holzernteverfahren für Bestandessituationen mit Naturschutzanforderungen identifiziert und anhand der Anleitung beschrieben, bevor eine Auswahl von Beständen, die für eine mögliche Umsetzung von verschiedenen Verfahrensalternativen in der Holzernte in Frage kommen, erfolgt.
Neben den naturschutzfachlichen Anforderungen werden alle sonstigen nutzungsrelevanten Faktoren, die maßgeblichen Einfluss auf die Ernteverfahren haben, erhoben. Dadurch soll sichergestellt werden, dass die Ergebnisse vergleichbar sind, die Best-Practice-Verfahren bestimmten standörtlichen Gegebenheiten zuordenbar sind und klar zwischen dem Einfluss der naturschutzfachlichen und sonstigen nutzungsrelevanten Faktoren unterschieden werden kann.
Festlegung des Versuchsdesigns (Feb. 2019 – Nov. 2019)
Zielsetzung
Ziel ist es, Holzernteverfahren festzulegen, die für die Bestandessituationen mit naturschutzbedingten Anforderungen und die gegebenen nutzungsrelevanten Faktoren geeignet sind. Außerdem sollen Referenzverfahren für Bestandessituationen ohne naturschutzbedingte Anforderungen festgelegt werden.
Methodischer Ansatz
Basierend auf den Ergebnissen des vorigen Arbeitsschrittes erfolgen Auswahl bzw. Modifikation von Holzernteverfahren, die – unter Nutzung moderner Forstausrüstung und -technik – bei den vorhandenen Anforderungen geeignet erscheinen. Diese ausgewählten Verfahren werden als Versuchsverfahren bezeichnet.
Es werden Fachleute aus den beteiligten Ländern sowie Praktiker aus dem gesamten Bundesgebiet zu einem Expertenworkshop eingeladen, bei dem die ermittelten Praxisverfahren erläutert werden, die derzeit bei den Bestandessituationen mit naturschutzbedingten Anforderungen angewendet werden. Die oben entwickelten Versuchsverfahren werden diskutiert und ggf. weiter modifiziert. Auch die möglichen Referenzverfahren für Situationen ohne naturschutzbedingte Anforderungen, aber bei denselben nutzungsrelevanten Faktoren werden diskutiert.
Es erfolgt die Festlegung der Analysekriterien und der Versuchsverfahren, die im Rahmen des Projektes getestet werden sollen. Unter Umständen müssen auch Referenzverfahren getestet werden.
Aus den bestehenden Hiebsplanungen der Forstbetriebe innerhalb der Untersuchungsräume werden die Versuchsbestände ausgewählt, in denen die geplanten Hiebsmaßnahmen durchgeführt werden sollen.
Durchführung Holzerntemaßnahmen (Aug. 2019 – Feb. 2020)
Zielsetzung
Die geplanten Maßnahmen in den ausgewählten Untersuchungsbeständen sollen durchgeführt und die Daten für eine umfassende Bewertung erfasst werden.
Methodischer Ansatz
Bei den geplanten Holzerntemaßnahmen in den Untersuchungsbeständen werden anhand der im Protokoll festgelegten Analysekriterien alle Daten erhoben, die für die umfassende Beschreibung und Bewertung der Verfahren notwendig sind.
Datenanalyse (Okt. 2019 – Apr. 2020)
Zielsetzung
Ziel ist es, die aufgenommenen Daten hinsichtlich Plausibilität zu überprüfen, umfassend statistisch zu analysieren, die getesteten Verfahren zu bewerten, mit den Referenzverfahren zu vergleichen. Dabei sollen Aussagen über die Leistungen, Kosten und unterschiedlichen Gefährdungssituationen der Best-Practice-Verfahren im Vergleich zu den Referenzverfahren gemacht werden. Aus den Ergebnissen sollen zielgruppenspezifische Empfehlungen abgeleitet werden.
Methodischer Ansatz
Die Daten werden auf ihre Plausibilität überprüft und Fehler korrigiert. Es werden quantitative und qualitative Auswertungen vorgenommen.
Die Daten werden umfassend statistisch analysiert und es erfolgt die Herleitung von Kennziffern, die für entsprechende Verfahrensvergleiche geeignet sind. Es erfolgt die Berechnung von Leistungs- und Kostenkennziffern, damit die Mehrkosten durch die Anforderungen und die Mehrbelastungen entsprechend quantifiziert werden können.
Anhand der Kennziffern wird eine Bewertung der Verfahren hinsichtlich der Gefährdungen und der Naturverträglichkeit vorgenommen („Ranking“).
Ausarbeitung von Empfehlungen:
- für den Waldbesitz hinsichtlich der Holzernteverfahren in naturschutzfachlich wertvollen und geschützten Beständen, Formulierung von Arbeitsaufträgen
- für Forstunternehmen und die im Wald Beschäftigten hinsichtlich der Gefährdungssituationen in diesen Beständen
- für die Ausbildungsstätten (Forstlichen Bildungszentren) hinsichtlich Schulungsbedarf zur Vorbereitung auf Holzernteeinsätze in diesen Beständen
- für die Vertreter des Naturschutzes hinsichtlich der Akzeptanz von Holzerntemaßnahmen in diesen Beständen
für die Politik hinsichtlich der Förderung von naturschutzverträglichen Holzerntemaßnahmen zur Sicherung der Holzressourcen aus heimischen Wäldern.